Romanverfilmungen

In einem der seltenen Interviews mit Cormac McCarthy, das ich auf die Schnelle nicht wiederfinde, sagte dieser sinngemäß, dass ihm die Verfilmungen seiner Bücher ziemlich egal seien, weil ein Film eben eine andere Kunstform darstelle.
Dem schließe ich mich gerne an, denn beim direkten Vergleich verliert eigentlich immer der Film, da man es hier bereits mit einer Interpretation zu tun hat, die dem Buch fehlt. Daher hat das Buch immer den Vorteil, dem Leser Dinge zu überlassen, die man im Film einfach vorschreiben muss. Zusätzlich gibt es im Buch immer "Unverfilmbares", speziell innere Handlungen müssen immer irgendwie in Bilder gefasst werden (es sei denn, man lässt einen Erzähler aus dem Off Sachen berichten, dieses Stilmittel wird aber zum Glück kaum eingesetzt). Deswegen lese ich immer zuerst das Buch, auch wenn ich vorhabe, mir den Film anzusehen - hat man nämlich die verfilmten Bilder erst einmal im Kopf, wird man diese beim späteren Lesen kaum los. Andersherum kann es sogar sehr interessant sein, das, was man sich beim Lesen selbst vorgestellt hat, später durch die Augen eines anderen visualisiert zu sehen.
Akzeptiert man einmal, dass Film ein anderes Medium ist als Literatur, fällt es einem wahrscheinlich nicht mehr (so) schwer, eine Verfilmung als eine Sichtweise unter vielen anderen möglichen zu akzeptieren und Film und Vorlage nicht unbedingt zu vergleichen und gegeneinander abzuwägen. So ist z.B. "Bladerunner" ein Meilenstein der Filmgeschichte, ganz unabhängig davon, ob man das Buch kennt und weiß, dass es in diesem einige Aspekte gibt, die im Film überhaupt nicht auftauchen, dem dystopischen Gesellschaftsbild aber nicht unwichtige Dinge hinzufügen.

Zwei persönliche Beispiele noch: Nachdem ich als Kind "Die unendliche Geschichte" gelesen hatte und dann Jahre später im Kino saß, um den Film zu sehen, war ich maßlos enttäuscht, weil im letzteren einfach die Hälfte fehlte.
Und: Der Aufkleber "Das Buch zum Film" auf dem Buch zu "Club der toten Dichter" hätte mich stutzig machen sollen. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass das Buch zeitlich tatsächlich nach dem Film entstand, oder ob man in aller Eile eine Übersetzung nachliefern musste, um nach dem Erfolg des Films schnell noch den Buchmarkt abgrasen zu können. Ich habe aber selten ein sprachlich derart schlechtes Buch gelesen - gut, dass ich den Film in diesem Fall schon vorher kannte.

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